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MacDonald's Christian Fiction”. zählt, dass du für dieses Buch und ses und nicht wegen der Wirkung.
Voraussetzung für eine akade- dann mit diesem Buch nicht nur Ich habe gelernt, auf meinen
mische Lehrkarriere ist dann die eine begehrte Rednerin geworden Körper zu achten, und da es mir
Veröffentlichung eines zweiten bist und nicht nur weltweit viele grundsätzlich ums Genießen geht,
Werks. Dafür gab es theologische Weingüter besucht, sondern kürz- fällt es mir leicht, aufzuhören, so-
Ideen, aber diese stießen nicht auf lich auch zu einer Weinpilgerreise bald ich erste Signale verspüre,
einen großen Widerhall bei den eingeladen hast. denn ich will mir ja nicht durch zu
Verlagen. Als ich dann sagte, was viel Alkohol das Leben schwer ma-
mir wirklich am Herzen läge, eine Gisela: Ja, die Weinpilgerreise ist chen. Wein ist zum Genießen und
Spiritualität des Weines zu schrei- mein allerneuestes Abenteuer. Wir nicht zum Kompensieren! Wein
ben, sprach das spontan zwei Ver- haben in Frankreich im Burgund ist zum Feiern! Ich möchte mit
lage an. gestartet, auf den Fußspuren der Gedanken von Johannes Chrysos-
Benediktiner und Zisterzienser. tomus aus dem vierten Jahrhun-
ge|halt|voll: Da wir uns schon Es war ihnen im Mittelalter ein dert schließen: „Der Wein wurde
von den Anfangszeiten unseres großes Anliegen, den Ackerbau in uns geschenkt um uns fröhlicher
Glaubenslebens her kennen, habe den Glauben zu integrieren. Sie zu machen – nicht, damit wir uns
ich dieses Buch natürlich damals haben damit die Wurzeln für eine schändlich verhalten; um uns zum
sofort gekauft. Es hat uns, meiner jetzt weltweite umweltbewusste Lachen zu bringen – nicht, damit
Frau und mir, wirklich sehr gefal- Agrarwirtschaft gelegt. Die Zis- wir uns zum Gespött machen …“
len, klasse, wie du dieses Thema terzienser fühlten sich der Hand-
theologisch und lebensnah aufge- arbeit und der Askese verpflichtet. ge|halt|voll: Danke, Gisela. Ja,
zogen hast. Nochmal hier unser In Frankreich stellten zum Beispiel wir sind zur Freude berufen, auch
Kompliment. Wie war das Echo die Zisterzienser von Citeaux den durch die Schöpfung!
auf „The Spirituality of Wine“? berühmten Clos de Vougeot her.
Anderen ihrer Ordensbrüder wird
Gisela: Mit den Verkaufszahlen, die erste Anpflanzung von Char-
bitte beachte, dass es kein populär- donnay-Reben zugeschrieben.
wissenschaftliches Buch ist, bin ich Und es waren auch Zisterzienser
sehr zufrieden. Zum inhaltlichen Mönche, die diese Weinkultur
Echo verweise ich gerne auf diesen nach Deutschland an den Rhein
Link https://www.giselakreglinger. oder ins Frankenland brachten.
com/reviews, wo alle Besprechun- Auf diesen Spuren wanderten wir
gen, Interviews und Artikel dazu mit 14 Teilnehmern und fanden
aufzufinden sind. Es erfüllt mich einen großartigen Abschluss na-
natürlich mit ein bisschen Stolz, türlich in meiner Heimatregion.
dass der renommierte deutsche Gisela H. Kreglinger, PhD in his-
Theologe Jürgen Moltmann aus ge|halt|voll: Meine letzte Frage torischer Theologie an der Univer-
Tübingen sogar eine Würdigung ist schon etwas provokativ: Wann sity of St. Andrews, Schottland.
im Buch verfasst hat „ ... Aus einer warst du das letzte Mal angeheitert Sie stammt aus einer fränkischen
neuen Spiritualität der Erde und oder sogar betrunken? Winzerfamilie und wohnt in den
unserer Sinne heraus führt dieses USA.
Buch dazu, die göttliche Gegen- Gisela: Da kann ich mich an Zur englischen Website:
wart im Wein bewusst zu riechen nichts erinnern. Zugegeben, in der
und zu schmecken...“. Bescheiden Pubertät hatte ich mal zu viel ge-
gesagt, dieses Buch ist zum zent- trunken. Mein Umgang mit dem
ralen Buch zu diesem Thema im Wein und damit auch mit dem Al-
englischsprachigen Raum gewor- kohol ist von meinem Aufwachsen
den. geprägt: Es wurde mir ein guter
Lebensrhythmus vermittelt, den
ge|halt|voll: … und liegt jetzt ich bis heute beibehalte. Vor 17:00
auch seit letztem Jahr in einer Uhr keinen Wein und das auch
überarbeiteten populären deut- nicht jeden Tag. Ein bis zwei Gläs-
schen Fassung vor! Du hast mir er- chen, vor allem wegen des Genus-
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