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Noch einmal: Wenn mir alles zu      schürte seinen Stolz und jetzt ver-  zu Deinen Geschwistern in dieser
        viel wird, dann lohnt es sich zu fra-  größerte es seinen Stress…        Weise nicht!"
        gen, wie ich denn in diesen ganzen                                       Bitten wir Gott um ein echtes Ja zu
        "Schlamassel" gekommen bin.         3. Wir können eines mangelhaften     unserem Kind!
        - Was waren die Gründe, warum       Entscheidungsprozesses überführt     Aber wann habe ich ein "echtes
        ich mich dafür entschieden habe?    werden.                              Ja"?
        - Gab es ein Reden Gottes?          Meist geht der Anstoß, ein Kind      Um diese Frage beantworten zu
        - Wie war der (gemeinsame) Ent-     aufzunehmen, von einem der Ehe-      können, muss man lernen, auf sich
 am Beispiel von   scheidungsprozess?       partner aus.                         selbst zu hören.
                                                                                 Wenn man an das Kind denkt,
                                            Kann dieser warten, bis der andere
        Ein  Pflegevater  erzählte  mir,  wie
 angenommenen   viele Monate er zunächst sich   wirklich ein Ja gefunden hat? Wie   was ist der Grundtenor: Stellt sich
                                                                                 im Großen und Ganzen gesehen
                                            viel Druck wird bewusst oder un-
        selbst und seiner schon zahlreichen
 Kindern  Familie Zeit gelassen hatte, um die   bewusst ausgeübt?                mehr ein Nein oder ein Ja ein?
                                                                                 Was sind die durchgängigen Ge-
                                            Dieses "fehlende" echte Ja kann
        Frage zu klären, ob sie ein weiteres
                                                                                 fühle in der Beziehung zum Kind?
        Kind  aufnehmen  sollten.  Wie  er
                                            tionen als mangelhafte Unterstüt-
        selbst mit Gott gerungen hat, um    sich spätestens in Belastungssitua-  Kann ich mich freuen, wenn ihm
        ein klares Ja von IHM zu finden.    zung bis hin zu Vorwürfen ("Hab      etwas gut gelingt?
        Wie froh ist er heute, bei all den   dir doch schon immer gesagt, dass   Und dort wo ich ein Nein wahr-
        Jahren von Schwierigkeiten mit      wir das nicht hätten tun sollen!")   nehme, woher kommt es? Welche
        diesem Kind, zu wissen, wir und     auswirken.                           Erwartungen,  welche  Ansprüche
        Gott haben Ja gesagt, und darauf                                         stehen dahinter? Sind sie berech-
        vertrauen zu können, dass "Gott     Was ist hier die Konsequenz von      tigt? Kann ich sie in die Hände
        die Berufenen" begabt.              Überführung?                         Gottes loslassen? Kann ich ihnen
                                                                                 selbst genügen?
        Drei  Folgen  können  wir  erleben,   Die Konsequenz ist zunächst Um-    Bei der Frage nach dem echten Ja
        wenn wir uns diesen Fragen nach     kehr, voreinander und vor Gott       kann man es sich besonders schwer
        dem Anfang stellen:                 zuzugeben, dass man "nicht sau-      machen, wenn man das angenom-
        1.  Wir erleben neue Motivation,    ber gearbeitet" hat. Die Wahrheit    mene Kind genauso lieben möchte
        die Kraft freisetzt, eine neue "Be-  macht frei. Vergebung ist möglich.  wie ein leibliches und die eigene
        teiligung".                         Und dann das Ringen um eine          Liebe und die Beziehung zu den
        Wie im obigen Beispiel können       positive Neuentscheidung, ohne       Kindern vergleicht. Auch wenn
        wir wieder zur Quelle zurückkom-    dabei die alten Fehler zu machen.    man  diese  Vergleichsmöglichkeit
        men: Ja, wir wollten dieses Kind,                                        hat,  man  muss  diesen  Vergleich
        wir haben es voreinander und vor    Es ist wichtig, dass man zum Kind    vermeiden.
        Gott geprüft. Neue Kraft wird frei   Ja gesagt hat, nicht nur für einen   Meist ist es ein Vertrauenssprung,
        werden, sich den Schwierigkeiten    selbst, sondern vor allem für das    sich wieder ganz bewusst für das
        zu stellen.                         Kind!                                Kind zu entscheiden, auch wenn
                                            Eine Adoptivmutter erzählte mir:     da noch immer ein leichtes Nein
        2. Wir können von "unsauberen"      Kürzlich  sagte  eines  meiner  leib-  in uns klingt und vielleicht nur
        Motiven überführt werden.           lichen Kinder zu unserem Adop-       ein schwaches Ja: Mit Gottes Hilfe
        So gab ein Pflegevater zu, wie stolz   tivsohn: „Du bist ja kein eigenes   stellen wir uns!
        ihn das machte, als das Jugend-     Kind!“ Obwohl sie sich alle über     Es stimmt:  Wo wir nicht Ja ge-
        amt mit einem Kind an seine Tür     die Jahre gut verstanden hatten,     sagt haben, können wir uns nicht
        klopfte, mit den Worten, dass man   war unser Adoptivsohn tief ge-       hingeben. Gerade bei Belastungen
        nur ihm dieses Kind anvertrauen     knickt. Ich konnte ihn trösten, in-  werden wir uns innerlich verwei-
        könnte. Auch  das  dann  folgende   dem ich ihm ehrlich sagen konnte:    gern und stehen unter Spannung.
        lobende "Schulterklopfen"  man-     "Weißt Du, Dich haben wir aus-
        cher Gemeindegeschwister, was er    gewählt, zu dir hätten wir Nein      Ein Ja dagegen setzt Kraft frei!
        denn für ein toller Christ sei, nun   sagen können, wie du aussahst, wie   Mit Gottes Hilfe!
        auch noch ein Kind aufzunehmen,     du damals warst. Das konnten wir



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